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Das eigene Ego und wie man es wieder los wird

Eines Tages bin ich aufgewacht und dachte mir: irgendwie fehlt mir da etwas.

 

Am Anfang konnte ich es gar nicht in Worte fassen, geschweige denn, in einen klaren Gedanken. Da war Etwas. Es hat sich jedoch noch nicht so recht deutlich zeigen wollen. Ich hatte das Gefühl, als wäre da eine Tür, durch die ich gehen wollte, aber ich konnte sie nicht sehen. Ich war frustriert, rastlos und wusste nicht, nach was ich überhaupt suchen soll. Irgendwas war da, es war so klar, und doch völlig unsichtbar und nicht zu fassen für mich.

 

Eines Tages hatte ich genug von diesem Gefühl des Nicht-Weiter-Kommens. Ich wusste, ich muss einfach einen Schritt in irgendeine Richtung machen, um irgendwie weiter zu kommen. Also googelte (oder besser gesagt - youtubete ich) Begriffe wie Selbstverwirklichung, persönliche Weiterentwicklung und Ähnliches. Glücklicherweise fand ich unzählige Blogger und Youtuber, die über diese Themen berichteten. Dennoch waren mir die Videos oft nicht ausschweifend genug und hatten nicht genug Tiefgang um meine Gedanken nicht nur aufzufangen, sondern auch weiterzuentwickeln.

 

Ich tauchte also ein in eine Welt, die ich vorher nur ansatzweise erkundet hatte. Ich hatte bisher quasi nur den kleinen Zeh ins Wasser gestreckt und die Wassertemperatur gefühlt. Obwohl mir die Temperatur damals angenehm vorkam, bin ich nicht rein gesprungen. Das hat sich im Herbst 2019 endlich geändert. Ich bin nicht nur rein gesprungen, ich habe quasi einen Kopfsprung geplant und einen Bauchplatscher gelandet - in die Welt der Bücher über Persönlichkeits-entwicklung.

 

Im Nachhinein wird mir fast schwindelig, wenn ich überlege, wo ich heute stehen könnte, hätte ich damit schon vor ein oder zwei Jahren angefangen. Allerdings vermute ich auch, dass ich die Bücher früher nicht, oder zumindest anders verstanden hätte, als ich es heute tue.

 

Ich fing also an zu lesen - und zu hören! Denn der eigentlich Weg zu den Büchern fand ich über den Podcast "The Lavendaire Lifestyle" in welchem Personen aus verschiedensten Bereichen interviewt werden und am Ende im Rahmen des Outros das Buch empfehlen können, dass ihr Leben am meisten veränderte. Meine Liste der Bücher im Amazon Einkaufswagen wurde immer länger und als ich dann schließlich eine Kooperation mit der Hörbuch-App BookBeat einging, gab es kein Halten mehr: ich hörte und verschlang die Hörbücher förmlich mit dem Ohren. Kurz darauf wagte ich mich auch an die unangetasteten Bücher in meinem Bücherregal. Innerhalb von nicht mal drei Monaten verschlang ich 3 Hörbücher und 4 "Papier" Bücher. Der Input aus diesem Büchern lies meinen Geist in kürzester Zeit um das Doppelte wachsen.

 

Die wichtigste Lektion aus allen Büchern, die ich den letzten Monaten gelesen oder gehört habe:

Wir sind nicht wer wir glauben zu sein.

 

Das klingt vermutlich als wäre ich jetzt einfach nur völlig abgedreht durch einen Strudel aus Halbweisheiten von selbsternannten Coaches und Gurus.

Tatsache ist jedoch, dass ich (angeregt durch mehrere Bücher, die völlig unterschiedliche Themengebiete behandeln) einfach mal einen Schritt von mir selbst zurück getreten bin - quasi als würde ich meinen Körper wie einen Sims Charakter mal kurz sein Ding machen lassen - und die ganze Situation mal als Außenstehender betrachtet habe. Und was habe ich gemerkt?

 

- Das meiste von dem was ich - und auch die meisten anderen Menschen - mache ist getrieben durch eine Weltvorstellung oder Wünsche von anderen als einem selbst

 

- Das meiste kaufe und konsumiere ich, weil ich schlichtweg dachte, man macht das halt so

 

- Ich gehe ununterbrochen davon aus, das andere über mich, mein Aussehen, mein Verhalten urteilen, obwohl das vermutlich die wenigsten wirklich machen - und wenn schon, hat es keinerlei Auswirkungen aus mein Leben

 

Und das Wichtigste von allem: Ich bin nicht meine Gedanken

 

Tatsächlich war das eine erlösende und gleichzeitig eine quälende Erkenntnis. Wenn ich nicht meine Gedanken bin, wer bin ich denn dann überhaupt? Eine sehr gute Frage. Und zum Glück auf eine die man - wenn auch nur annähernd - hier beantworten kann.

 

Kennt ihr das: ihr schaut einen Film und der Hauptdarsteller befindet sich im Zwiespalt und entscheidet sich trotz großer eigener Verluste für das "für die Welt"-Richtige? Er opfert sein eigenes Leben um das von vielen anderen zu retten. Man denkt: Oh Man, einfach raus halten und das Leben wäre so ruhig. Das ist das Ego. Aber man fühlt: Das Leid des Einzelnen gegen das Glück vieler Überlebender, vielleicht ist der nächste Einstein unter ihnen, oder ein Junge der später Arzt wird und eine Heilung für Krebs entdeckt. Das ist die Seele.

 

Die Seele verurteilt nicht, sie ist nicht eifersüchtig, sie braucht kein Lob und keinen Tadel, sie weiß was richtig und was falsch ist, sie kennt Ethik aber keine Rache, sie ist nicht egoistisch.

 

Alle unsere negativen Gedanken entstehen durch unser Ego. Das Gute: es ist nur ein Teil von uns und wir können daran arbeiten es unter Kontrolle zu bekommen. Den besten Weg dahin habe ich noch nicht gefunden, aber ich weiß, was am anderen Ende auf ich wartet: Ich werde bedingungslos glücklich sein. Und bedingungslos heißt in diesem Fall: mein Glück ist nicht an Bedingungen geknüpft. Weder an meinen Kleider- oder Schuhschrank, noch an mein Auto, mein Haus, meinen Job oder was auch immer.

 

Die Reise dauert vermutlich einige Jahre, oder mein ganzes Leben. Aber immerhin weiß ich jetzt wohin der Weg führt.

 

Ich habe die Tür gefunden.

 

Ich bin gespannt welche Welt mich dahinter erwartet.

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