Nervenkitzel bis zum Schluss
Hier kommen die Updates zur Reise bzw. zum Abenteuer: SÜDAMERIKA und werden die Flüge wegen Corona gestrichen?
Bis zur letzten Sekunde musste ich damit rechnen, dass entweder die Flüge gestrichen werden oder ein Einreiseverbot für Deutsche erlassen wird. Einen Tag vor Abflug wurde nämlich ein solches Verbot für Spanier und Italiener verhängt. In Argentinien mussten alle aus Europa ankommenden Personen für 14 Tage in Quarantäne.
Schon in Nürnberg hat man gemerkt, dass relativ wenig los ist. Der Flug von Nürnberg nach Paris war nur zu ungefähr 1/3 voll. Einige Reihen sind leer geblieben. Da ich durch die frühe Abflugzeit in Nürnberg bereits um 2:30 Uhr aufgestanden bin, habe ich den Flug dann gleich für ein Nickerchen genutzt.
In Paris verlief das Umsteigen problemlos. Eine Südamerikanerin, die im gleichen Flugzeug aus Nürnberg kam und kein Englisch sprach bekam mit, dass ich auch nach Chile fliege und hat sich an mich geheftet, um zum richtigen Gate zu finden. Es zeigte sich, dass der leere Flug kein Zufall war. Bis zum Boarding habe ich weiter gezittert, dass wir auch abheben dürfen. Aber es lief alles normal und auch der Flug von Paris nach Santiago war nur zu ca. 60% belegt. Ich hatte den Luxus eine ganze 3er-Reihe für mich zu haben und das hintere Drittel des Flugzeugs war quasi leer. Natürlich gab es ein paar schlaue Reisende, die sich die leeren Reihen dann einverleibt haben. Ich muss sagen, dass ich wahnsinnig froh war die 14,5 Stunden Flug im Liegen verbringen zu können. Ich bin in Paris um 10:00 Uhr vormittags deutscher Zeit gestartet und um 01:00 Uhr morgens deutscher Zeit am nächsten Tag gelandet. Ich hatte Snacks im Wert von ca. 5000 kcal dabei, weil Max mich schon vorgewarnt hatte, dass die Verpflegung relativ dürftig ausfällt. So war es dann auch. Zu Beginn eine warme Mahlzeit, ca. 3 Stunden vor Landung nochmal eine Kalte. Ich habe tatsächlich 80% meiner Snacks aufgegessen.
Die Einfuhrbestimmungen für Lebensmittel und organische Materialien sind in Chile äußerst streng. Durch die abgeschottete Lage ist Chile natürlicherweise geschützt vor Krankheiten und Seuchen aller Art – aber eben nicht bei der Einfuhr durch Flugverkehr. Deswegen habe ich die übriggebliebenen 20% meiner Snacks auch an Bord gelassen.
Dann wurde es nochmal spannend: wurde in den letzten 15 Stunden ein Einreiseverbot oder Quarantäne verhängt? Bereits im Flugzeug musste ich ein zusätzliches Formular aufgrund von Corona ausfüllen: Wo waren Sie in den letzten 30 Tagen? Mit welchen Verkehrsmitteln sind Sie angereist? Adresse und Kontaktdaten in Chile. Flugnummern und Sitzplätze. Symptome, die auf Erkältungen hinweisen, etc.
Nachdem der Flieger gelandet ist blieben wir erstmal auf dem Rollfeld stehen… oh oh. Aber zum Glück nur, weil wir auf den Lotsen warten mussten. Also: aussteigen und Gänge wandern und wandern und wandern. Noch nie in meinem Leben musste ich an einem Flughafen so viel laufen. Nachdem ich drei Mal links abgebogen bin war ich sicher, sie haben uns einmal im Kreis durch das ganze Terminal geschickt. Neben uns sind auch noch anderen Flugzeuge gelandet und ich habe versucht mich sehr zu beeilen und möglichst viele Personen zu überholen, damit ich nicht so lange in den Kontrollen warten muss. Keine gute Idee, musste ich nach dem ersten Kilometer feststellen. Da ich ja aus Deutschland (und damit ca. 5 °C) kam, war ich natürlich verhältnismäßig dick angezogen: Jogginghose, Turnschuhe, T-Shirt, dicker Strickpulli, dünner Mantel, Woll-Schal und ein fast 10 kg schwerer Rucksack auf dem Rücken. Raumtemperatur ca. 25°C.
Obwohl ich ca. 100 Menschen erfolgreich überholt habe bekam ich gegen Ende die ersten Schweißausbrüche. Warum das eine schlechte Idee war? Nächste Station: Fieber messen. Oh Shit…
Aber Entwarnung: Ich hatte offenbar kein Fieber und wurde auf den ersten Blick auch nicht als krank eingeschätzt und durfte passieren. Nächste Station: Dokumentenkontrolle aufgrund von Corona. In provisorisch aufgestellt Stationen kontrollierten Beamte mit Gesichtsmaske und Handschuhen den ausgefüllten Zettel mit den Gesundheitsangaben. Sie stellten kontrollierende Fragen und am Ende wurde das Formular einbehalten, man bekam einen gestempelten Abriss und eine Broschüre mit Anweisungen im Falle von gesundheitlichen Problemen. Weiter geht’s.
Auf dem Weg zur Passkontrolle wurde noch ca. 3 Mal kontrolliert, dass ich den gestempelten Abriss habe.
Passkontrolle: Jetzt hat sich das Sputen ausgezahlt. Ich musste nur ca. 20 Minuten warten. Als ich durch war, war die Schlage ca. 4 Mal so lang. Auch bei der Passkontrolle wurde der Abriss zu Corona erneut kontrolliert. Nach der Passkontrolle wurde der Abriss noch weitere 3 Mal kontrolliert und eeeendlich ging es zu den Koffern.
Mein Koffer kam auch sofort. Und wer war wieder da: die Südamerikanerin. Mit Händen und Füßen fragte sie mich, ob ich schon eine Fahrgelegenheit in die Stadt habe oder ob ich Hilfe beim Übersetzen brauche – denn ich spreche ja kein Spanisch und offensichtlich war nun ich die Hilflose von uns beiden. Ich lehnte dankend ab und erklärte, dass mein Mann mich abholt – da war sie sehr erleichtert.
Dann die letzte Herausforderung: der Zoll. Ich musste im Flugzeug ebenfalls ein Zolldokument ausfüllen, welches erklärte, dass nur eine Fotokamera und eine Videokamera zugelassen sind. Ratet mal wie viele ich dabei habe – richtig, Viele. Ich ging also zur Zollanmeldung und erklärte, dass ich mehrere Videokameras dabei hatte, sie durchleuchteten mein Gepäck und meinten: Kein Problem!
Puh, geschafft also! Max wartete inzwischen seit ca. 2 Stunden am Ausgang und war froh, dass ich jetzt doch noch aufgetaucht bin. Mit dem Uber ging es dann in die Innenstadt zu unserem Apartment. Auf dem Balkon über der Skyline gab es noch einen Avocado-Toast und ein Bierchen & dann ab in die Heier. Morgen mehr zum ersten Tag!
Fazit: Die Air France hat einen ausgezeichneten Service an Bord, ich musste kämpfen und keinen Champagner und keine zweite Eiscreme zu bekommen – ich kann sie also sehr empfehlen. Ich bin zwar nicht vegan durchgekommen, aber immerhin vegetarisch!
Soweit bis hierhin, ich wünsch euch was!
Bis bald :)
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Claudia Hartong (Donnerstag, 12 März 2020 17:44)
Liebe Agnes,ich bin froh das du gut angekommen bist. Danke für deinen ersten Reisebericht,ich wäre wahrscheinlich gestorben in irgendeiner der Gänge weil ich den Weg nicht gefunden hätte. Euch eine schöne Zeit. HDL Mama